Alltag in Zeiten von Corona – gar nicht so einfach. „Bitte bleib zu Hause!“ Diese Aufforderung, die wir am Tag mehrfach hören und lesen, macht viel Sinn und ist wichtiger denn je: zum eigenen Schutz einer Infektion mit Corona, aber auch zum Schutz anderer – es kommt auf uns alle an.
Das ständige Zu Hause bleiben zehrt an den Nerven, führt zu Konflikten und belastet alle Beteiligten. Enge Wohnverhältnisse, dauerndes Home-Office, quängelnde Kinder. Dazu kommt dann noch Stress durch Sorgen, Existenzängste – eine Belastung für alle. Was tun?
Unsere vitalogue Partnerin Christa Beyrer, Coach für Persönlichkeit und Stressmanagement hat für Dich 10 Tipps, wie Du den Alltag zu Hause gestalten kannst.
(Fast) alles ist eine Frage der Organisation
Setz Dich mit Deinen Lieben zu Hause hin und besprich mit ihnen in einer Art „Familienkonferenz“, was jeder für die nächste Zeit braucht und wie Ihr gegenseitig Rücksicht nehmen könnt. Im Idealfall verständigt Ihr Euch auf ein paar grundlegende Regeln, die für den „Ausnahmezustand zu Hause“ gelten, zum Beispiel: „Wem es zu viel wird, darf sich kommentarlos auf sein Zimmer zurückziehen“ oder „Türe zu heißt: Bitte nicht stören!“ oder „von X bis Y Uhr ist bei uns „Stille Zeit“. Das heißt, jeder beschäftigt sich mit wichtigen Dingen wie Arbeit, Schulaufgaben etc.“ oder „Jeder bekommt ein gewisses Zeitkontingent pro Tag, um launig, pampig, nicht gut drauf sein zu dürfen“ usw.
Die Perspektive wechseln & loslassen
Denk daran, Du hast immer die Wahl, durch welche „Brille“ Du die Welt sehen bzw. eine Situation für Dich bewerten willst. Ob Du die Vorteile oder lieber die Nachteile siehst. Ein englisches Sprichwort sagt: „Love it, Change it or Leave it“. Das heißt in letzter Instanz, dass wir gut beraten sind, Dinge, die man nicht ändern kann, anzunehmen wie sie sind und aufzuhören, sie verändern zu wollen oder sich darüber zu ärgern. Gar nicht einfach, aber sehr ratsam und vor allem hilfreich! Also, Du hast die Wahl, die aktuelle Situation zu Hause für Dich positiv zu bewerten: Mehr Zeit mit Deinem Partner und/oder Deinen Kindern. Bei schlechtem Wetter kannst Du von zu Hause aus arbeiten und musst nicht in die Kälte raus. In der Mittagszeit kannst Du Deinen sonnigen Balkon nutzen usw.
Räumliche Nähe braucht Grenzen
Da große und intensive räumliche Nähe im Miteinander anstrengend ist, ist es wichtig, noch mehr als sonst auf gegenseitige Grenzen zu achten, zum Beispiel: „Nein heißt auch nein!“ oder „Ich möchte jetzt mal 1 Stunde ungestört sein, bitte sei leise!“ oder „Ich kann jetzt nicht weiter darüber mit Dir diskutieren!“ und vieles mehr. Grenzen respektieren heißt: Respekt und Wertschätzung zollen für die Bedürfnisse des anderen, aber auch sich selbst gegenüber. Klare Grenzen geben Raum und unterstützen das Miteinander.
In Bewegung bleiben
Trotz viel Zeit zu Hause solltest du nicht auf Bewegung verzichten, denn sie ist ein wichtiges Ventil, um Aggression und Unzufriedenheit abzubauen. Vor allem Kinder haben in der Regel ein großes Bedürfnis an Bewegung. Mit ein wenig Kreativität kann es auch zu Hause gelingen, in Bewegung zu bleiben. Mit Kindern kann es spielerisch sein, zum Beispiel durch selbst ausgedachte Turnübungen, die alle mitmachen. Das Medienangebot an Bewegungsübungen für zu Hause ist enorm, stöbere einfach mal im Internet. Wichtig ist in jedem Fall, dass Du regelmäßig an der frischen Luft joggen oder spazieren gehst. Am besten immer wieder mal alleine, dadurch bekommst Du ein bisschen Abstand und Raum für Dich. Das tut Dir und Deiner ganzen Familie gut.
Toleranz und Nachsicht
In der Zeit des Zu-Hause-Bleibens ist es wichtiger denn je, dass Du mit Deinen Lieben nachsichtig und tolerant bist. Bei allen Regeln, Vorsätzen und Anstrengungen wird es einfach zwischendurch passieren, dass es Streit gibt, jemand laut wird, eine Tür knallt. Und das darf sein. Toleranz heißt, nicht nachtragend zu sein und alles bis ins Letzte zu diskutieren. Das Motto „Schwamm drüber“ ist an dieser Stelle hilfreich, um möglichst rasch wieder nach vorn zu blicken und wieder zu den vereinbarten Regeln im Miteinander zurückzukehren.
Spaß darf und soll sein!
Wann hast Du das letzte Mal herzhaft gelacht? Jede Situation ist doch gleich leichter zu ertragen, wenn Du sie nicht allzu ernst nimmst und Dir bewusst machst, dass sie auch wieder vorbei geht. Und wenn Du genau hinschaust, entdeckst Du vielleicht das Komische an einer Situation. Gemeinsames Lachen verbindet! Zur Aufheiterung helfen auch lustige Bücher oder Filme. Schau Dir keine Tragödien und Dramen an, wenn Deine eigene Situation schon belastend genug ist.
Den Alltag verschönern
Vielleicht ist gerade jetzt die Zeit, das Miteinander mal bewusst zu „zelebrieren“, durch ein schönes Abendessen mit weiß gedecktem Tisch und schönen Gläsern, ein neues Rezept, das gemeinsam gekocht wird, ein romantisches Abendessen zu zweit? Mit Kindern kannst Du daraus sogar ein Spiel entwickelt: Jeder überlegt sich, wie er dem anderen eine ganz besondere Freude machen und ihn/ sie überraschen kann.
Informiert bleiben ja – zu viel Medienkonsum nein
Wir werden immer mehr überflutet mit Nachrichten, Dokumentationen, Reportagen, Diskussionen, Tweets und Posts rund um das Thema Corona. Es ist wichtig, auf dem Laufenden zu bleiben und Dich zu informieren. Es ist jedoch kontraproduktiv, jeden Post in irgendwelchen Chats zu lesen, jede Reportage im TV zu verfolgen. Die Folgen sind meist Verunsicherung, Sorge und Angst. Mach Dir bewusst: Jede auch noch so große Krise in der Vergangenheit geht vorbei, unter anderem deshalb, weil wir nach vorn schauen und die Chance in der Krise entdecken.
Digitalisierung bewusst nutzen
Auch wenn die Digitalisierung in Deutschland noch ausbaufähig ist, verfügen wir inzwischen alle über Möglichkeiten mit unseren Freunden, Verwandten und Bekannten in Kontakt zu bleiben: durch Social Media, Handy, Skype und vieles mehr. Und wenn Du noch nicht so fit mit der Technik bist, ist vielleicht gerade jetzt ein guter Zeitpunkt, Dich damit zu beschäftigen und es zu lernen.
Wenn’s gar nicht mehr geht: Hilfe holen!
Es ist nicht selbstverständlich und auch nicht nötig, dass Du immer alles aus eigener Kraft schaffst. Manche Situationen sind sehr komplex und belastend, zumal jeder Mensch auch unterschiedliche Erfahrungen aus der Vergangenheit mitbringt. Deshalb ist es wichtig zu erkennen, wenn Du alleine nicht mehr weiter weißt. Oft hilft ein guter Rat einer Freundin, manchmal auch professionelle Hilfe von einer neutralen Person.
Wie Du durch’s Leben gehst und wie Du mit der aktuellen Situation des zu-Hause-Bleibens umgehst, hat viel mit Deiner allgemeinen Haltung und Einstellung zu tun. Ist Dein Glas halb voll oder halb leer? Wer positiv und konstruktiv ist, wird auch Positives und Konstruktives anziehen: Menschen, Situationen, Möglichkeiten, Chancen.
Mit einer positiven Grundeinstellung lässt sich nicht nur vieles erreichen, sondern Du signalisierst auch Deinem Körper Zuversicht, Vertrauen und Entspannung. Aspekte, die für Deine Gesundheit und Dein gesamtes Wohlbefinden, körperlich wie psychisch, von großer Bedeutung sind. Mit aktivem Stressmanagement und bewusster Lebensführung kannst du Dein Wohlbefinden direkt beeinflussen. Starte noch heute damit!
Dipl.-Psych. Christa Beyrer